Wohnraum trifft Business

Für Selbstständige und Freiberufler ist die Trennung zwischen Arbeit und Privatleben oft fließend. Gerade in Zeiten von Remote Work und digitaler Kommunikation wird das eigene Zuhause immer häufiger zum festen Arbeitsplatz – nicht aus der Not heraus, sondern aus Überzeugung. Ob als Beratungsbüro, Atelier, Praxisraum oder Homeoffice mit Kundenkontakt: Die Immobilie gewinnt eine neue, doppelte Funktion. Doch diese Verbindung von Wohnen und Arbeiten stellt auch besondere Anforderungen – an Raumgestaltung, Organisation, rechtliche Rahmenbedingungen und letztlich an das eigene Zeit- und Selbstmanagement.
Ein Blick auf aktuelle Zahlen zeigt: Die Nutzung des Wohnraums für berufliche Zwecke ist keine Randerscheinung mehr. Laut dem Statistischem Bundesamt arbeiteten im Jahr 2024 rund 24,1 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland im Homeoffice – davon rund 13,1 Prozent täglich oder an mehr als der Hälfte der Arbeitstage. Besonders ausgeprägt ist die Nutzung des eigenen Wohnraums für berufliche Zwecke bei Selbstständigen. Der Anteil von Soloselbstständigen, die überwiegend von zu Hause aus arbeiteten, lag im letzten Jahr bei insgesamt 54,7 Prozent. Besonders gefragt ist diese Lebens- und Arbeitsform in kreativen und beratungsnahen Branchen, ebenso im Gesundheitswesen sowie im stetig wachsenden Bereich des Onlinehandels. Der Wunsch nach einem kombinierten Wohn- und Arbeitsort ist dabei oft mehr als eine pragmatische Lösung. Für viele Unternehmer bedeutet das Arbeiten in den eigenen vier Wänden mehr Flexibilität, weniger Pendelzeit und ein höheres Maß an Lebensqualität. Gerade für Familien mit Kindern oder für Menschen, die im ländlichen Raum leben, kann diese Lösung ideal sein – vorausgesetzt, die räumlichen Voraussetzungen stimmen. Ein abgetrennter Arbeitsbereich, eine gute digitale Infrastruktur und bei Bedarf ein separater Kundenzugang sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Die Verbindung von Arbeiten und Wohnen wirft jedoch auch Herausforderungen auf. So können sich beispielsweise baurechtliche oder steuerrechtliche Fragen bezüglich der Nutzung der Immobilie als Gewerbefläche ergeben. Nicht jede Wohnimmobilie darf ohne Weiteres gewerblich genutzt werden – hier spielen Bebauungspläne und Genehmigungen eine Rolle. Auch aus steuerlicher Sicht lohnt eine Beratung. Die anteilige Abschreibung der Arbeitsfläche, Fragen zur Umsatzsteuer oder zu Betriebsausgaben können relevant werden. Für Eigentümer kann dies aber auch ein Hebel zur Wertsteigerung der Immobilie sein. Dies gilt insbesondere, wenn Arbeits- und Wohnbereiche intelligent kombiniert sind und flexibel genutzt werden können.
Auch die Finanzierung spielt eine Rolle. Wer plant, seine Immobilie als Wohn- und Arbeitsort zu nutzen, sollte dies frühzeitig mit der Bank besprechen. Denn je nach Nutzungsanteil kann sich dies auf Fördermöglichkeiten, Beleihung und Risikobewertung auswirken. Gleichzeitig eröffnen sich aber auch Chancen: Die Kombination aus Wohnimmobilie und Unternehmensstandort kann langfristig Kosten senken und die Unabhängigkeit stärken. Am Ende ist das Zuhause für Unternehmer weit mehr als ein Ort zum Schlafen. Es ist Lebensraum und Arbeitsplatz, Rückzugsort und öffentlicher Raum in einem – und Ausdruck eines Lebensstils, der auf Selbstbestimmung, Flexibilität und Effizienz setzt. Damit diese Mischung gelingt, braucht es ein gutes Gespür für die eigenen Bedürfnisse und eine professionelle Begleitung bei Planung, Gestaltung und Umsetzung.